Chronik des 100jährigen Vereinsjubiläums und der Niester Kirmes vom 09.08.2001 – 12.08.2001
erzählt in 8 Akten von Horst Dräbing unter Mitwirkung von Gerlinde Wimmel
und unserem „100jährigen“
erschienen im Niester Gemeindeblatt
1. Akt : Ansetzen des Kirmesschnapses – Unser „100jährige“ Kirmesschnaps erzählt: „ Nach unzähligen Vorstandsbesprechungen, 3 Sitzungen des Festausschusses, 5 Kirmesversammlungen und übermäßigem Schriftverkehr seit Mitte des Jahres 2000, ging es am 06.07.2001 endlich in die heiße und anstrengende Phase meiner Geburt. Bei unserem 1. Vorsitzenden Erhard Müller wurde ich in einer aufreibenden und anstrengenden Tortur mit vielen hochprozentigen Kollegen als der nunmehr allseits bekannte „100jährige“ Kirmesschnaps angesetzt. Da mein Braumeister Reiner die heilige Braukunst durch „jahrelanges Üben“ in allen Einzelheiten verfeinert hat, wurde der Abend ein Ereignis, über das noch lange geredet werden wird. Die Geburt war jedenfalls ein „Voller“ Erfolg. Im wahrsten Sinne des Wortes! Ich hoffe, ich habe bei unserem Fest jedem geschmeckt. Der kurzfristig als Kirmesvatter eingesprungene Hubertus Schäfer (Danke Hubertus !) sowie die anwesenden Kirmesmädchen und Burschen waren jedenfalls nicht heimzukriegen. Über diese denkwürdige „Kirmesversammlung“ und meine Geburt wurde ein für meine Nachkommen wertvolles Protokoll gefertigt. Vor dem Erfolg liegt der Schweiß. Ich, der „100jährige“, brauchte jetzt etwas Ruhe, um zu dem zu reifen, was viele von mir erwartet haben. Aber ich hatte nicht viel Zeit, denn ich wurde von allen Seiten herbeigefiebert. 2. Akt : Ausgraben der Kirmes Wie es mittlerweile in Nieste Brauch ist, muss, bevor die neue Kirmes offiziell eröffnet werden kann, die alte Kirmes ausgegraben werden. Für alle, die nicht wissen was es damit auf sich hat, sei kurz gesagt, dass sich auf dem Sportplatz ein gepflegtes Grab befindet, in dem die alten Kirmesmädchen und Burschen den für die Kirmes gebrauten Schnaps, symbolisch für den erfolgreichen Abschluss der Kirmes, in geeigneter Weise für die Nachwelt (die nächsten Kirmesmädchen und Burschen) verbuddeln. Da nun die Kirmes unmittelbar bevorstand, wurde dieser Akt am Freitag, dem 03.08.2001, in einer feierlichen Zeremonie mit allen Kirmesmädchen und Burschen, meinen Geburtshelfern und unter Mitwirkung des alten Kirmesvatters und einer Abordnung seiner Kirmesmädchen und Burschen begangen. Jeder durfte beim Buddeln helfen. Zum Vorschein kam ein großer Erste Hilfe Kasten, in dem sich eine v o l l e alte Flasche meines Vorgängers befand. Die Flasche selbst war in einer Hülle aus Gips vor allen widrigen Verhältnissen im Erdreich geschützt. Von daher musste auch hier noch mal kräftig Hand angelegt werden. Eine bestimmte (!) Hand kam dabei sogar leicht zu Schaden. Mein Vorgänger nahm es ihm aber nicht übel. Nun begann der gemütliche Teil. Der alte Schnaps wurde mit mir, dem „100jährigen“, ausgiebig verglichen. Da vom alten nicht viel übrig war, wurde ich dann im Laufe des Abends bis aufs Äußerste getestet. Hierbei kam zwar keiner zu Schaden, aber da der Abend sehr lang war, musste der Eine oder die Andere doch mit „einem Dicken K…“ die Nacht verbringen – obwohl ich doch eigentlich sehr lieblich bin, oder? – Die Kirmes fing ja gut an!! Da ich für die weitere Dauer des Festjubiläums und der Kirmes nunmehr nicht im Vordergrund stehe (bis auf so kleine Schmeckereien, leider!!), werde ich jemanden anderen kurzfristig zu Wort kommen lassen.“ 3. Akt : Vorbereitungen Nach dem guten Gelingen unseres Kirmesschnapses begann die Festwoche für die Kirmesmädchen und Burschen mit einem umfangreichen Restprogramm, das uns alle viel Mühe und Schlaf gekostet hat. Eine Tanne wurde gefällt, der Erntekranz gewickelt, die Erntekrone erneuert, die Girlande gewickelt, der Handwagen für unseren „100jährigen“ hergerichtet, der Erntewagen vorbereitet usw. usw. usw. Hierbei hatte Irma Schmidt sehr großen Anteil. Irma für Deinen Einsatz, auch im Laufe des Festes, herzlichen Dank. Ab Montag, dem 06.08.2001, 09.00 Uhr war dann die Kreisschulturnhalle unser neues Zuhause. Bis spät in die Abendstunden wurde die Sporthalle für das anstehende Ereignis hergerichtet. Die Sportgeräte wurden weggeschlossen, die Wände verkleidet, der Hallenboden verlegt, die Bühne aufgebaut und die Tanzfläche ausgelegt. Nun ging es an das Schmücken der Halle. Wie sollte man vorgehen? Der Eine will das, der Andere will das. Der Eine macht das, der Andere stellt wieder alles um. So ging es natürlich – wie bei jeder Großveranstaltung – nicht immer harmonisch zu. Zu guter letzt waren wir aber dann doch alle mit dem Ergebnis zufrieden. Wir hoffen, Sie auch! Für die Ausgestaltung der Halle möchten wir denen ganz herzlich danken, die uns unentgeltlich Dekormaterial zur Verfügung gestellt haben. Insbesondere seien hier erwähnt Hartmut Apel für die vielen Dekorbäume, dem Blumenstübchen Nieste für frische Blumen und der Volleyballabteilung für die herrlichen Blumengestecke auf den Tischen. Pünktlich am Donnerstag, dem 09.08.2001 um 14.00 Uhr waren die Vorbereitungen abgeschlossen. Auf ein gutes Gelingen. 4. Akt : Festkommers Ab 14.00 Uhr konnte man auf mühevoll gestalteten Fotowänden den Werdegang des Tuspo mit historischen Erinnerungen (u.a. ein Trikot von Ernst Wolfram aus dem Jahr 1925, Fußballschuhe von Karl-Heinz Gunkel aus den 50iger Jahren, alte Skier, Urkunden, usw.) Revue passieren lassen. Auf einer – unter wochenlanger Kleinarbeit – erstellten Wand konnten die Vorstände des Tuspo seit dem Jahre 1901 verfolgt werden. Die Ausstellung wurde in den Nachmittagsstunden rege besucht. Unter Mitwirkung von Pastor Brandes wurde um 18.00 Uhr am Ehrenmal auf unserem Friedhof ein Kranz für die verstorbenen und gefallenen Kameraden niedergelegt. Anschließend begann um 19.00 Uhr der Festkommers. In einem gut gefüllten Saal eröffnete unser 1. Vorsitzende des Tuspo Erhard Müller den Festakt. Der prall gefüllte Ablaufplan wurde souverän in der vorgeplanten Zeit von Erhard Müller umgesetzt. Neben zahlreichen Festreden und Ehrungen (siehe unten) sahen wir Darbietungen des Gesangvereins Concordia Nieste-Escherode-Uschlag und der beiden Tuspo-Sparten Tanz und Gymnastik. Für die überreichten Geburtstagsgrüße und Geburtstagsgeschenke bedankt sich der Tuspo ganz herzlich. Alle Besucher waren einhellig der Meinung, einen gelungenen und abwechslungsreichen Festkommers erlebt zu haben. Nachdem die letzten Gäste um ca. 03.00 Uhr die Halle verlassen hatten, war der 4. Akt erfolgreich abgeschlossen. 5. Akt : Kinderdisco und Disco Der Freitag, 10.08.2001 begann mit der Verwandlung der Turnhalle in einen Disco- Schuppen. Die tags zuvor mühsam geschmückte Halle wurde fast restlos wieder abge- schmückt. Am Nachmittag prämierte unser Bürgermeister mit einer seiner Mitarbeiter- innen die von unseren Kindern des Kindergartens und der Grundschule in liebevoller Arbeit erstellten Bilder unter dem Motto „Sport in Nieste“ (Preisträger siehe unten). Gegen 16. 30 Uhr trafen sich alle Kirmesmädchen und Burschen erstmals in dem verab- redeten Kirmesoutfit zum offiziellen Fototermin. Um 18.00 Uhr begann die Kinder-Disco, bei der u.a. die Preise des Malwettbewerbs über- reicht wurden. Zeitgleich fand vor der Halle ein Luftballonwettbewerb statt, an dem 130 Kinder ihre Ballons in Richtung Erfurt – Leipzig schickten („der Wind kam aus Westen“!). Zwei dieser Karten sind bereits am 11.08.2001 an der deutsch-polnischen Grenze (!!) einge- troffen und wurden von den Findern zurückgeschickt. Die Prämierung erfolgt ab dem 01.10.2001 in geeigneter Weise. Eine Abordnung der Kirmesfamilie begann unterdessen im Neubaugebiet mit dem Gesund-heiten spielen, bei dem unser Wegbegleiter „der 100jährige“, wieder zum Einsatz kam. Die Kapellenkutsche, die von Gerold Gerke (Danke!) gefahren wurde, gab hierbei leider für geraume Zeit Ihren Geist auf, so dass der Zeitplan etwas durcheinander geriet. Mit hand- werklichem Geschick konnte das Gefährt aber wieder von Gerold flott gemacht werden. Das zeitliche Defizit konnte von der Samstagstruppe durch eine Meisterleistung ausge- glichen werden. Vor dem Beginn der Disco spielte der Sport- und Musikverein Nieste noch zu einem Platz- konzert auf. Die Disco war mit knapp 500 zahlenden Gästen ein voller Erfolg. Bis in die frühen Morgen- stunden wurde getanzt. Die Disco wurde durch etwas kleinere Zwischenfälle, zu denen sogar die Polizei noch gerufen werden musste, überschattet. Gott sei Dank kam niemand ernsthaft zu Schaden. Nachdem dann die letzten Discobesucher um ca. 05.00 Uhr den Heimweg angetreten hatten, war auch Akt 5 erfolgreich zu Ende gegangen. 6. Akt : Sportlerball mit Feuerwerk Nach kurzer Nacht gingen um 07.30 Uhr am Samstag, dem 11.08.2001, die ersten Helfer daran, den hinterlassenen Saustall wieder in ein festlich geschmücktes Ambiente zu ver- wandeln. Hierbei halfen uns die Damen der Seniorengymnastik mit vorbildlichem Einsatz, den wir uns eigentlich von allen anderen Mitgliedern über die Festtage erwartet hätten, denn die Kirmesmädchen und Burschen mussten um 09.00 Uhr bereits wieder zum Ge- sundheiten spielen aufbrechen. Dieses Kirmesritual wurde in einem 8-stündigen Marathon abgehandelt. Neben heißen Plattfüßen und Blasen hat der Einsatz allerdings auch sehr viel Spaß gemacht. Selbst rund um das Affendenkmal wurden die Gesundheiten gespielt. Mittags wurden wir vom Bürger-meister zu einem kräftigen Imbiss eingeladen, der die Lebensgeister wieder erweckte. Edgar, hierfür Dir und Deinen Helfern herzlichen Dank. Nachmittags wurden wir zum Ab- schluss des Gesundheiten spielen nochmals eingeladen. In der Gastwirtschaft Kesten wurden wir von Anni mit Ihren Helfern zu einem kleinen Umtrunk und „Ahler Wurscht“ für den Samstagabend gestärkt. Anni, Danke. Allen Dorfbewohnern, die uns mit einer Spende bedacht haben, sei hier nochmals herzlich gedankt. Sie wurden hierfür mit einem „100jährigen“ und einem Gesundheitsständchen belohnt. Pünktlich um 20.00 Uhr begann der Sportlerball. Die Kirmesmädchen und Burschen marschierten in einen gut gefüllten Festsaal ein und eröffneten die Festveranstaltung mit Ihrem Geburtstagslied für den Tuspo. Die Laredo Sound Company versetzte den Saal von Beginn an in Feierstimmung. Die Gäste erwarteten um ca. 22.30 Uhr das Highlight des Abends. Ein brillantes Jubiläums- feuerwerk erleuchtete den Niester Nachthimmel. Zum Schluss des Feuerwerkes war ein Wasserfall zu sehen, aus dem eine 100 zum Vorschein kam. Damit dieses einmalige Erlebnis zustande kam, möchten wir an dieser Stelle dem Autohaus Neuenhagen oHG danken, das uns hierbei finanziell unterstützt hat. Danach wurde getanzt bis in die Puppen. Im Verlauf des Abends entwendeten einige „dreiste“ Besucher unsere geliebte Kirmesfahne (die übrigens aus Weißrussland – Tschernobyl – stammt). Diese Aktion hat sie leider nicht unbeschadet überstanden. In nächtlicher mühevoller Kleinarbeit wurde sie wieder restauriert und konnte im Umzug wieder glänzen. Um 04.30 Uhr war auch dieser Akt erledigt. 7. Akt : Festgottesdienst, Frühschoppen, Festumzug und Kirmestanz Am Sonntagmorgen, dem 12.08.2001, hatte der Frühdienst weniger zu tun. Zum Beginn des Festgottesdienstes um 10.00 Uhr war bereits wieder alles in tadellosem Zustand. Unter der Leitung von Pastor Brandes und der Mitwirkung des Kirchenchores und des Sport- und Musikvereines Nieste wurde der Kirmesgottesdienst abgehalten. Nach dem anschließenden Frühschoppen fieberte alles dem bevorstehenden Festumzug entgegen. Die Erwartungen wurden sicherlich übertroffen. Die Sonne lachte vom Himmel, als sich um 14.00 Uhr die 26 teilnehmenden und einfallsreich geschmückten Gruppen und Wagen in Bewegung setzten. Alle Beteiligten hatten sich viel Mühe gegeben um dem Motto „Sport im Wandel der Zeit“ Ausdruck zu verleihen. Nach der Auflösung des Festzuges versammelte sich nahezu das ganze Dorf auf dem Fest- gelände. Während in der Festhalle von den Musikzügen aus Nieste, Kaufungen und Wellerode Musikstücke gespielt wurden und unsere „Kleinsten“ eine tolle Tanzeinlage zeigten, hatten die Kinder auf dem Sportplatz die Möglichkeit sich schminken zu lassen oder diverse Sport-geräte zu testen. An einzelnen Stationen gab es zudem für die Kinder kleine Präsente „zu gewinnen“. Da das Kinderkarussell genau zu diesem Zeitpunkt seinen Geist aufgab, war es auf dem Sportplatz zeitweise rappelvoll. Wir glauben, auch unsere Kinder sind an diesem Nachmittag bei der Kinderkirmes voll auf ihre Kosten gekommen. Nachdem sich alle für den letzten Akt noch mal frisch gemacht hatten, begann der Sonntagabend um 20.00 Uhr mit dem Einmarsch der Kirmesmädchen und Burschen und dem Vor- tragen des Kirmesliedes. Der Abend war mit mehreren Programm-Punkten sicherlich ein weiterer Höhepunkt der Jubiläumsveranstaltung. So präsentierten sich Jessica Hübner mit Ihrer Band, die Tanzabteilung und die Gymnastikabteilung mit tollen Vorträgen. Zum Schluss des Programms brachten die Damen der Altherrenfußballer aus Niederkaufungen den Saal zum Kochen. In einer hervorragenden Playbackshow wurde der Saal insbesondere von „Tina Turner“ von den Sitzen gerissen. Während des Programms wurde zum Dank an den guten Besuch über die Festtage Freibier ausgeschenkt. Bei der anschließenden Verlosung wurden viele wertvolle Preise ausgege- ben. Nachdem unser Ehrenvorsitzende Otto Gerwig sich beim Vorstand und den Kirmes- mädchen und Burschen im Namen aller für das gelungene Fest bedankt hatte, fing dann die Kirmes so gegen 23.30 Uhr für uns Kirmesmädchen und Burschen erst richtig an. Die Last der Verantwortung beim Vorstand, die Gefahr des Scheiterns und des finanziellen Verlustes, die aufopferungsvolle und mühevolle Arbeit aller Kirmesmädchen und Burschen entlud sich in einem wahren Tanzmarathon auf der Tanzfläche. Der „100jährige“ wurde hierbei auf der Tanzfläche sogar ohne Glas ausgiebig ausgeschenkt. Wer bis jetzt noch keinen getrunken hatte, hier hatte er letztmals die Gelegenheit. Die Stimmung versetzte unseren Vereinsfahnenträger so in einen Rausch, das er sich beim ausgelassenen Schwenken der Kirmesfahne eine schwerwiegende „Kirmeskniearthrose“ zuzog. Manfred, wir wünschen Dir alle recht baldige Genesung. Für Deinen Einsatz am frühen Montagmorgen herzlichen Dank. Zwischenzeitlich wurde von Björn eine Polonäse angezettelt, an der bis auf wenige Aus- nahmen, alle im Saal teilnahmen. Die letzten zufriedenen Gäste verließen um ca. 03.00 Uhr den Saal. 8. Akt : Abräumen und Kirmesbeerdigung Der Montag, 13.08.2001 stand ganz im Zeichen des Aufräumens. Ab 09.00 Uhr waren alle Kirmesmädchen und Burschen damit beschäftigt, alles wieder in den Urzustand zu ver- setzen. Beim gründlichen Aufräumen wurden in Unkenntnis von 2 übernächtigten Kirmes- burschen sogar die Erntekrone und der Erntekranz auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Für die übergroße Rauchentwicklung am Montagmorgen bitten wir die belästigten Bürger um Entschuldigung. Die Aufräumarbeiten wurden nach einem Rundgang des Vorstands über das Festgelände um 15.00 Uhr abgeschlossen. Der „100jährige erzählt“: „Hallo, hier bin ich wieder. Ich hoffe der Schriftführer hat sie mit der Nachbetrachtung nicht gelangweilt. Aber bedenken Sie bitte, das diese Abhandlung auch für unsere Nachwelt geschrieben wurde. Von daher wird sie wahrscheinlich auch so ausführlich gewesen sein. Aber nun gut. Ich habe auch noch was zu erzählen. Nämlich den Kirmesburschen und Kirmesmädchen im Jahre 2003 (Hinweis: Durch das Heimatfest im Jahre 2002 findet keine Kirmes statt). Also, wie ich Euch schon erzählt habe, muss die Kirmes erst ausgegraben werden, bevor sie beginnen kann. Das Ausgraben macht aber nur Sinn wenn sie auch vergraben wurde. Von daher hatte ich am Montagabend um 20.30 Uhr pünktlich mit Glockenschlag noch meinen großen Auftritt. Nachdem die Kirmesmädchen und Burschen sich mit einem endlich wieder „anständigen“ Essen gestärkt hatten, wobei ich natürlich noch einmal kräftig die Runde machte, wurde unter der Leitung von unserem 2. Kirmesvatter Rolf Schäfer ein Gedenk- und Gedankgottesdienst vor meinem Sarg, den Horst G. kurzfristig zusammengezimmert hatte, veranstaltet. Mit einer einfallsreichen und tollen Idee wurde ich für meine Nachwelt verpackt (Wie? Vielleicht erzählen es die nächsten Kirmesmädchen und Burschen) und in einer sargähnlichen Kiste verstaut. In einem Geleit- zug wurde ich zu meinem Grabe getragen. Hier wurde noch mal kurz an einige Anekdoten der Kirmes erinnert und es hatte jedes Kirmesmädchen und jeder Kirmesbursche die Ge- legenheit mit einem Rest von mir Abschied zu nehmen. So traurig wie diese „Zerromanie“ und so schön wie die Kirmes war, so sind meine Mädels und Burschen bestimmt froh ge- wesen ins Bett zu kommen. So, da ich nun eigentlich ja gar nicht mehr da bin, sage ich trotzdem noch tschüss und be- danke mich bei allen Kirmesmädchen und Burschen, dem Vorstand des Tuspo und den freiwilligen Helfern, die sich so aufopferungsvoll darum bemüht haben UNS ALLEN ein schönes Fest abzuliefern.“ Schlusswort Zum Schluss seien noch ein paar kritische Töne erlaubt. Bei einer solchen Großveran- staltung, bei der alle Beteiligten sich die allergrößte Mühe gegeben haben und versucht haben an alles zu denken und teilweise spontan Entscheidung treffen mussten, um Ihnen ein schönes und harmonisches Fest zu bieten, läuft natürlich nicht alles für jeden zufriedenstellend ab. Dem Einen war es im Saal zu hell, dem Anderen zu dunkel, dem Einen war die Musik zu laut, dem Anderen zu leise, einigen war sogar das Freibier zu teuer. Allen kann man es eben nicht recht machen. Für die Zukunft würden wir uns wünschen, das sich mehr Vereinsmitglieder an der Bewältigung solcher Ereignisse beteiligen würden, wie es die Damen der Seniorengymnastik vorbildlich getan haben. Trotzdem glauben wir im Nachhinein, Ihnen ein Fest geboten zu haben, das einer 100jährigen Geburtstagsfeier würdig war. Wir, der Vorstand und die Kirmesmädchen und Kirmesburschen möchten uns bei Ihnen für Ihre Anwesenheit und die gute Stimmung recht herzlich bedanken. Protokoll vom Ansetzen des „100-jährigen“ (=Kirmesschnaps) am Freitag, 06.07.2001 im Wintergarten- , Balkonbereich von Reinhilde und Erhard Müller Ständige Teilnehmer (19.15 – 23.00 Uhr): Erhard Müller, Walter Gunkel, Klaus Lamsbach, Horst Dräbing, Manfred Remeike, Reiner Vetter, Rolf Schäfer, (Marcel Lamsbach). Ständige Teilnehmerinnen, aber zwischenzeitlich nicht anwesend: Reinhilde Müller, Hiltrud Gunkel, Carmen Lamsbach, Ute Dräbing, (Jessica Dräbing). Zeitweilige Teilnehmer/innen: Ab 21.15 Uhr Björn Vetter Ab 21.25 Uhr Brigitte Vetter, Horst Götte, Hubertus Schäfer. Folgende Spirituosen stehen zur Verfügung: >>> Landhaus Klarer, Goldhand GmbH 30 % vol. 0,7 Liter >>> Oldesloer Kümmel 32 % vol. 0,7 Liter >>> Bessen Genever, Schwarze Johannisbeere und Genever 20 % vol. 0,7 Liter >>> Hansen Rum, Echter Jamaika Rum 40 % vol. 0,7 Liter PRÄAMBEL – Gesprochen von Reiner Vetter – „Auf eine erfolgreiche Kirmes und auf erfolgreiches Ansetzen des Kirmesschnapses; denn wenn der Schnaps schlecht wird, müssen die Kirmesburschen den Schnaps selber drinken und die Kirmes wird ein Reinfall.“ Es wird mit „Hütt-Luxus-Pils“ angestoßen – Prost! 1. Schüttung (19.15 Uhr) Die 1. Schüttung ist eine reine Show-Schüttung für das erste Foto, das von Reinhilde M. aufgenommen wird. Es werden 6 Flaschen Klarer und eine Flasche Rum eingefüllt. 1. Kommentar von Horst D.: „Sieht aus wie …!“ (auf die Veröffentlichung des Wortes wird aus Hygienegründen verzichtet) Manfred R. schüttelt sich. 2. Schüttung (1.+2. Schüttung = 1. Mischung) Es werden 6 Flaschen Klarer, eine Flasche Kümmel und eine Flasche Genever mit der 1. Schüttung vermischt. Gegen 19.25 Uhr findet die erste Geschmacksprobe durch Reiner V. statt: „Farbe ist ein bisschen hell.“ (?!?!?!?) Manfred R.: „Der riecht nach gar nichts!“ Reiner V.: „Der riecht doch nach Kümmel.“ Erhard M.: „Der Schnaps ist doch schon fertig. Der riecht wie vor 5 Jahren.“ Klaus L.: „Ist da Lakritz drin?“ Walter G.: „Aber nicht, daß das ins Gemeindeblättchen kommt.“ Horst D.: „Zu bitter.“ Rolf S.: „Uuuuaah“ Reiner V.: „Da muß noch Kümmel rein.“ Manfred R.: „Mir ist jetzt schon schlecht.“ 3. Schüttung (= 2. Mischung) Es werden 18 Flaschen Klarer, eine Flasche Kümmel, eine Flasche Rum und eine Flasche Genever hinzugegossen und vermischt. Erster Flurschaden verursacht durch Manfred R. beim Eingießen von Rum („Überzieher“ des Flaschenhalses im Ansetzgefäß)! Klaus L.: „Och, jetzt riecht er schon ………“ Manfred R.: „Brennt.“ Reiner V.: „Kirmesschnaps muß brennen.“ Klaus L.: „Brennt lieblich.“ Manfred R.: „Ein Pfund Zucker muß rein.“ Reiner V.: „Es muß mit einer Flasche Kümmel veredelt werden!“ Klaus L. füllt eine Flasche Kümmel hinzu. Im Hindergrund „Spastelruther Katzen-Musik“ – auch Geschmackssache. Horst D. schüttelt mit dem Kopf. Walter G.: „Genever dabei; dann wird er lieblicher.“ Manfred R. schüttet Schnaps zurück in das Ansetzgefäß. Walter G.: „Das kostet eine Strafrunde.“ Klaus L. schüttet eine Flasche Genever hinzu. Horst D.: „Der ist besser. Da könnte ich glatt noch zwei von drinken.“ Es ist inzwischen 19.45 Uhr. Manfred R.: „So würde ich ihn jetzt lassen.“ Reiner V.: „Wir haben aber noch so viele Flaschen übrig; die müssen noch alle rein! Wir müssen das Mischungsverhälnis beibehalten.“ Erhard M.: „Riecht wesentlich besser wie eben. Genau so richtig!“ – (Hinweis: Erhard M. war kurz weg) – Rolf S.: „Das ist sensationell. Nach einer halben Stunde ist der Kirmesschnaps fertig.“ 19.50 Uhr. Manfred R. zerstört das 1.Schnapsglas (= 2.Flurschaden!) Manfred R.: „Der Müller gibt mir nur kaputte Gläser.“ Reiner V. schüttet eine Flasche Rum hinzu: „Mal sehen, was er jetzt für einen Geschmack hat? – Oh, der hat aber jetzt eine schöne Farbe.“ Walter G.: „Jetzt kommt er langsam. Der hat mehr Geschmacksvolumen.“ Horst D.: „Vorher war’s besser. Der ist zu hart.“ Klaus L.: „Der ist genau richtig.“ Walter G.: „Jetzt holen wir die Frauen dazu.“ Horst D.: „Wir müssen eine kleine Pause machen; das artet ja in Streß aus.“ Erhard M.: „Die 2.Probe hat mir besser geschmeckt.“ Reiner V.: „Er meint die hier.“ (???) Manfred R.: „Er meint die letzte.“ (???) Reiner V.: „Der Deckel muß drauf, sonst geht das Aroma weg.“ Es ist 20.00 Uhr. – Rolf S. verließt das bisherige Protokoll. Keine Einwende. Das Handy von Reiner V. bimmelt. Die Realität holt uns ein. Gespräch wegen eines Spieler-wechsels. Die Frauen tauchen urplötzlich wieder auf. Nach einer ersten Geschmacksprobe ihre Kommentare: Hiltrud G.: „Also – mir schmeckt er sehr mild.“ Reinhilde M.: „Schmeckt sehr nach Johannisbeere.“ Carmen L.: „Der haut voll rein.“ Ute D.: „Noch einer und ich fall um.“ Jessica D.: „Super.“ (Hinweis. Sie spricht von einem Schluck C-Orange) Hiltrud G.: „Der ist wirklich stark. Ich bin schon dusselig.“ Nach 20 Minuten wird der Deckel gelüftet. Erhard M.: „Wunderbares Aroma.“ Manfred R. auf dem besten Weg zu seinem 3.Flurschaden. Glück gehabt – nichts passiert. Reiner V.: „Mal sehen, was da noch alles reinfällt.“ Manfred R.: „Ich sage nichts mehr – nur noch über meinen Rechtsanwalt!“ 4. Schüttung (= 3. Mischung) Es werden 18 Flaschen Klarer, 2 Flaschen Kümmel, 1 1/2 Flaschen Rum und 2 Flaschen Genever hinzugegossen und vermischt. Für ein weiteres Show-Bild werden die o.g. Flaschen kniend eingefüllt! Rolf S.: „Das ist ja total abartig, was wir hier machen.“ Erhard M.: „Die Frauen sollen auch mal einschütten.“ Manfred R.: „Jetzt kommen die wirklichen Alkoholiker.“ Hiltrud G.: „Ist denn das ein Müllcontainer?“ Es wird ein Bild gemacht. Wovon? Keine Ahnung, aber Horst D. glaubt, das „es ein Super-Bild“ wird. Erhard M.: „Stellt euch die Penner vor.“ (vermutlich im Hinblick auf das „Ex-Trinken“ von Schnaps) Klaus L.: „Die machen jeden Tag Kirmesschnaps.“ Walter G.: „Da schwimmen ja Fettaugen drauf rum.“ – Nach einer kurzen Pause geht’s weiter – Horst D.: „Da freue ich mich jetzt drauf – wir haben schon lange keinen Schnaps mehr getrunken.“ Klaus L.: „Schüttelschnaps.“ Walter G.: „Der ist optimal.“ Horst D.: „Die halbe Flasche Rum hat‘s gebracht.“ Reiner V.: „Der ist wirklich gut.“ Horst D.: „Was ist, wenn wir jetzt noch eine Flasche Kümmel dazu schütten? Kippt der Schnaps dann um?“ – Schweigen im Raum – Zwischenzeitlich erfolgt eindeutige Zustimmung der Frauenfraktion! (20.40 Uhr) Walter G.: „Das isse!“ Zum späteren Verzehr wird eine leere Flasche zu einem Drittel gefüllt! Das Ansetzgefäß wird zum zweitenmal mit dem Deckel verschlossen. (20.45 Uhr) Große Pause (20.45 – 22.00 Uhr) Imbiss – Fettenbrot mit Gurke – Sehr gut! Es wird über die weitere Vorgehensweise diskutiert. Reiner V.: „5 Flaschen müssen wir noch kaufen, dann bleiben 3 übrig.“ Horst D. (nach eigenem bekunden Beamter): „Das versteh ich nicht.“ – Ehrlich gesagt: Das versteht niemand. – Unglaublich!! Um 20.55 Uhr passiert folgendes: Frauen-Hooligans zerstören eine Bank der Festzeltgarnitur. Reinhilde M. stellt mit Grausen als Ersatz Stühle aus dem Esszimmer zur Verfügung. Hoffentlich geht das gut. 21.15 Uhr: Björn V. trifft ein. 21.25 Uhr: Brigitte V., Horst G. und Hubertus S. treffen ein. Immer noch Pause. Vorstandsgespräche werden abgehalten. Verdammt lange Pause! Horst D., ziemlich gelangweilt: „Ich glaube, der Schnaps wird schlecht.“ 5. Schüttung (= 4. Mischung) – Finale Schüttung!!! Es werden 9 Flaschen Klarer, eine Flasche Kümmel, eine Flasche Rum und eine Flasche Genever hinzugegossen und vermischt; anschließend Deckel drauf. Reiner V.: „Horst (d.R.: Horst G.); nicht so wild einschütten, daß ist nicht gut fürs Aroma.“ Erhard M.: „Das ist eine Brühe. Wenn du hierdrin die Füße badest, gibt es nie mehr Fuß- pilz.“ 22.20 Uhr: Deckel wieder ab. – Björn V. ist schon wieder weg. Manfred R. hält seinen linken Schweißfuß in den Trog. – Pfui!!! Reiner V.: „Meike (d.R.: Manfred R.); rühr mal schön.“ Horst D.: „Manche Penner aus Kassel würden jetzt gerne hier sein.“ Rolf S.: „Jetzt riecht er auch nach Kirmesschnaps.“ Reiner V.: „Gute Wirkung hat er; auf gar keinen Fall Genever nachfüllen.“ Walter G.: „Kümmel gehört eigentlich ins Gehacktes.“ Gegen 22.45 Uhr reicht Reiner V. die Reste der 1.Schüttung zum Verzehr (er hatte eine Flasche heimlich abgefüllt). Hier die Kommentare: Horst G.: „Sehr lieblich.“ Erhard M.: „Aber nicht so wie beim Wein.“ Hubertus S.: „Frauenfreundlich.“ Reiner V.: „Von der Farbe ganz anders – heller.“ Klaus L.: „Brrrrh!!!“ (wahrscheinlich hatte Manfred R. seinen Schweißfuß schon früher im Bottich) Rolf S.: „Allemächtiger!“ Schlußbetrachtung – Resümee zur finalen Schüttung Manfred R.: „Ja gut – er schmeckt jetzt gut.“ Horst G.: „In der Darmregion zu kräftig.“ Erhard M.: „Absolute Spitze – besser geht es nicht.“ Hubertus S.: „Ich würde sagen, ich würde mich dem Horst (d.R.: Horst G.) anschließen.“ Walter G.: „Traumhaftes Ergebnis.“ – Inzwischen keine „Spastelruther Katzen-Musik“ mehr – Klaus L.: „Gute Öksle-Zahl!“ Reiner V.: „Wir können mit dieser Mischung zufrieden sein.“ – Schlußfolgerung d.R.: dann wird es auch eine gute Kirmes (siehe Präambel)!! – Horst D.: „Ich muß immer eine Gurke danach essen.“ (Frage d.R.: Wonach???) Rolf S.: „Hölle, Hölle, Hölle.“ Reinhilde M.: „Er ist ein bisschen warm – sonst ganz lecker.“ Brigitte V.: „Mäh schmeckete.“ Hiltrud G.: „Erst riechen – auf Anhieb gut. Nachgeschmack, äh, o Gott, würzig und schmeckt nach Kirmesschnaps. So kummen lossen.“ Carmen L.: „Paßt!“ ENDE der Schüttungsveranstaltung: 23.00 Uhr. Inhalt des Ansetzgefäßes nach Beendigung der Schüttungen: 57 Flaschen Klarerhen 6 Flaschen Kümmel 6 Flaschen Genever 5,5 Flaschen Rum Gesamt: 74,5 Flaschen = ca. 52 Liter Nachschüttung Es soll folgende, zusätzliche Anzahl von Flaschen zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefüllt werden: 18 Flaschen Klarer 2 Flaschen Kümmel 2 Flaschen Genever 1,5 Flaschen Rum Gesamt: 23,5 Flaschen = ca. 16,5 Liter Das Ergebnis der Nachschüttung wird nachgereicht! Die endgültige Zusammensetzung des 100-jährigen wird also sein: 75 Flaschen Klarer 8 Flaschen Kümmel 8 Flaschen Genever 7 Flaschen Rum Gesamt: 98 Flaschen = 68,6 Liter |